Husumer Nachrichten vom Montag,12.Juli 1999

Fauchende Ungetüme aus Opas Zeiten

zehn Jahre Treckerclub: Show aus der Steinzeit der Ottomotoren

Der zehnte Geburtstag des Treckerclubs Bredstedt-Land glich einem riesigen Sommerfest.
Einige tausend Menschen scharten sich um 300 alte und liebevoll restaurierte Traktoren, um verschiedene uralte Arbeitsgeräte und Motoren, Motorräder und Autos der letzten 100 Jahre.
Eine bunte Reihe von Ständen hielt dazu am Wochenende auf dem Freizeithof Joldelund Krimskrams sowie Essen und Trinken bereit.
Von weit her kamen sie angetuckert, die liebevoll re-staurierten Traktoren der „guten alten Zeit".
Den weitesten Weg hatte Günter Werner aus Lübben im Spreewald zurückgelegt. Er hatte seine Gerätschaften allerdings auf einen LKW verladen.
Sein Hanomag aus dem Jahre 1927 mit 27 PS und Hartgummibereifung fand ebensoviel Anklang wie der Originalgasmotor von Otto, der 101 Jahre alt war und eine Pferdestärke leistet.
Auch der Hartz-Motor aus dem Jahre 1918 mit 8 PS war von dem Kraftfahrzeugmeister liebevoll restauriert. Über 100 Objekte hat er zu Hause stehen.

„In den 60er Jahren habe ich aufgehört alles wegzuwerfen", sagt er stolz mit leuchtenden Augen und zeigt Bilder von Traktoren und Motoren aller Art. Wie alle Oldtimerfreunde liebt er es, aus alten „Rostbeulen" wieder blitzende und funktionierende Fahrzeuge und Geräte zu machen.
An vielen Traktoren waren neben den Daten auch Fotos vom einstigen Zustand ausgehängt.
Wie groß die Sehnsucht nach der guten alten Zeit ist, zeigt die Entwicklung des Clubs.
Bei der Gründung waren es 60 Mitglieder, heute sind 230 Mitglieder dabei. Fast alle sind aktiv.
Nordfrieslands Kreispräsident Helmut Wree, selber ein Oldtimerfan (am Sonntag kam er in seinem Oldtimer-BMW und reihte sich bei den alten Nobelautos ein), sprach von einem Stück Kulturarbeit.
„Hier werden alte Dinge erhalten und der Nachwelt die Entwicklung und Arbeitsweise der Technik vor Augen geführt."
Der Kreispräsident überreichte dem Vorsitzenden der ersten Stunde, Christian Christiansen, einen Wanderpokal des Kreises Nordfriesland für den König des Treckerringreitens.
Der Amtsvorsteher des Amtes Bredstedt-Land zollte den 0ldtimerfreunden Lob und Anerkennung. "Dat Hobby kost Geld un Tied", meinte er.
Joldelund sei stolz auf den Treckerclub Bredstedt-Land, verkündete der Joldelunder Bürgermeister Thomas Nicolaysen.
Neben der aufwendigen Restaurationsarbeit im Stillen präsentiere der Club sich mit vielen Aktionen immer wieder der Öffentlichkeit.
Wenn sein Enkelkind ihn frage „Opa was ist das?", könne er ihm bei den Oldtimertreffen vieles erklären.

Großen Anklang fand der Maschinenpark der Familie Helmut und Hauke Jensen aus Goldebek.
Hier wurde die alte Drescharbeit demonstriert. Ein Original-Kasten-Wagen mit Hafer-Garben lieferte das „Futter" für die Maschinen. Zwei Stiftdrescher, die um 1880 in Aktion waren, ein Breitdrescher aus dem Jahre 1900 sowie die eigentliche Dreschmaschine. Auch ein Wagen, mit dem einst auf den Höfen Maschinen angetrieben wurden — in platt-deutsch „Transmischoonswaag" — stellten die Jensens zur Verfügung. Jedes angereiste Fahrzeug wurde von Peter Petersen fachmännisch vorgestellt, so daß der Zuschauer nicht nur sehen konnte, sondern auch etwas über Eintakt- und Zweitaktmotoren, über die Geschichte der verschiedenen Herstellerfirmen und über vieles andere mehr erfahren konnte.
Der zehnte Geburtstag des Treckerclubs war zweifellos ein großer Erfolg.