Husumer Nachrichten vom Sonnabend, 16.Maii 2009

Zwei Autos mit bewegter Geschichte

Zwei von Christian Christiansen auf seinem Hof in Joldelund gehegte und gepflegte Fahrzeuge haben ihre eigene Geschichte. Ein „Framo" hat als erster Wagen die geöffnete Mauer passiert., ein Opel-Blitz wurde 1947 von Daimler-Benz gebaut.

Joldelund/rah - Unvergessene Bilder, die um die Welt gingen, waren mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze im Jahre 1989 verbunden.
Ausgerechnet das erste Fahrzeug, das von Ost nach West durch das Brandenburger Tor fuhr, ein „Framo" mit dem Kennzeichen „CM44-20" aus dem Hause Wartburg, ist seither in Joldelund im Dauereinsatz.
Der Tüftler und Bastler aus Leidenschaft und Begründer des Kinder-Freizeithofes, Landwirt Christian Christiansen (71), baute es als Feuerwehrauto um.
Für ihn und die Kinder ist es das Höchste, damit Runden über den Hofplatz zu drehen und dabei die Feuerwehrglocke zu schlagen.

„Krishan Knoop", unter diesem Namen kennen ihn die meisten, ist auf den „Framo" besonders stolz. Denn es hat neben einem weiteren ein Stück Deutsche Geschichte geschrieben.
Den aus der ehemaligen „DDR" stammenden Wagen hat Christian Christiansen nur wenige Tage nach der Mauer-Öffnung gekauft und in seiner Werkstatt mit einem Opel-Kadett-Motor ausgerüstet.
Ein Freund hatte „Krishan Knoop" damals auf das Fahrzeug aufmerksam gemacht. Der Joldelunder entdeckte es dann auf dem Firmengelände einer Dachdeckerei.
Für 1500 Mark „luchste" der Nordfriese dem Besitzer das gute Stück ab. „Eigentlich wollte der 2000 haben", berichtet Christiansen. Doch als er hörte, dass es künftig Kinder umherkutschieren sollte, gewährte er den Rabatt.
Das Auto ist immer noch zugelassen. Christiansen und pflegt es wie einen Augapfel“.

Auf das zweite Highlight, einen Opel Blitz Kleinlaster, Baujahr 1947, ist Christiansen nicht minder stolz.
Das Besondere daran:“Es ist ein Bau von Daimler Benz mit Opel-Original-Teilen. „Davon gibt es nur 150 Stück“, sagt der Besitzer.
„Auch nach Kriegsende“, so Christiansen, “stand das Opel-Werk wie derzeit in der Krise.
Da die Daimler Benz-Leute um die gute Qualität der Fahrzeuge wussten, ließen sie sich auf das „Experiment ein", weiß Christiansen zu berichten.
Doch das ist nicht alles, was da auf dem Hofgelände und in der Werkstatt gehortet wird.
20 Fahrzeuge und Trecker können besichtigt werden. Weitere Prachtstücke sind ein „Schlüter"-Trecker, Baujahr 1943, mit Holzvergaser, oder ein Ackerschlepper von 1938 des Typs „Allesschaffer" von Kramer.

Dass „Krishan Knoop" überhaupt den Kinder-Freizeithof aufgebaut hat, verdankt er seiner Enkeltochter Sandra.
Sie hatte im Kindergarten so viel von ihrem Großvater und dem Hof erzählt, dass ihn eines Tages eine Erzieherin anrief und fragte, ob sie mit ihrer Gruppe vorbeikommen dürfte.
„Die Kinder hatten viel Spaß, und ich dachte: "Das könnte eine Marktlücke sein", erzählt Christiansen. Wie sich im Laufe der Zeit herausgestellt hat, lag er damals richtig.
Christiansen selbst musste mit 19 Jahren den Bauernhof seines Vaters übernehmen, nachdem dieser im Krieg gefallen war.
Er heiratete früh und hatte wegen der vielen Arbeit kaum Zeit für seine eigenen drei Kinder. Seine Enkel sollten es einmal besser haben.
So schraubte er aus Maschinen-Resten, Treckerachsen und vermeintlich schrottreifen Dingen Schaukeln, Karussells, Spielhäuser und Wagen zusammen.
Zur Freude seiner acht Enkel lässt er unweit seiner Scheune und der Werkstatt Ziegen grasen. Und auch Kaninchen gehören zu dem kleinen Zoo.